Foto: Übergabe des Goldlabels an die Energiestadt Schaffhausen: (von links) Barbara Schwickert, abtretende Präsidentin Trägerverein Energiestadt, Stadtpräsident Peter Neukomm, Stadträtin Katrin Bernath und Sven Fitz, Projektleiter Energie, Klima, Luft der Stadt Schaffhausen

Rückblick anlässlich der GV des Trägervereins Energiestadt vom 31.08.2021

Es ist ja kein Zufall, dass die Jubiläums-GV des Vereins Energiestadt dieses Jahr bei uns stattfindet.
Schaffhausen gehörte 1990 zu den Vereinsgründern, war erste Energiestadt der Schweiz und eine der ersten mit dem Goldlabel.
Deshalb werden nun meine Stadtratskollegin Katrin Bernath und ich zu 30 Jahre Energiestadt Schaffhausen einen kurzen Rück- und Ausblick präsentieren.
Katrin Bernath und ich teilen uns die Zuständigkeiten im Bereich Energie- und Umwelt.

Es überrascht nicht, dass Schaffhausen 1990 zu den Vereinsgründern gehörte, denn unsere Stadt hatte im Bereich der Energie- und Umweltpolitik sehr früh die Zeichen der Zeit erkannt und eine Pionierrolle übernommen.
Das erste städtische Energieleitbild entstand bereits 1978.
Schon 1983 wurden für alle Schulen und Kindergärten Energiekennzahlen ermittelt, um gestützt darauf energetische Sanierungen voranzutreiben.
In den 70er und 80er wurde auf politischer Ebene auch in unserer Stadt leider viel Energie ohne spürbare Resultate verschwendet.
Als lokales Beispiel erwähne ich hier die Ablehnung der Volksinitiative zur Förderung des Energiesparens im 1982.
Dass auf politischer Ebene Anfang der 1990-er Jahre dann Fortschritte erzielt werden konnten, hängt stark mit dem Energiefrieden als Folge der erfolgreichen eidg. Volksabstimmung über das Moratorium für Atomkraftwerke und dem danach gestarteten nationalen Programm Energie2000 zusammen.

Dass es Anfang der 90er Jahre auch in Schaffhausen vorwärtsging, verdanken wir auf politischer Ebene und in der Verwaltung einigen besonders engagierten Personen, die mit Herzblut und grossem Einsatz viel erreicht haben und deshalb heute auch namentlich genannt werden müssen.
Als Erster natürlich der damalige Bau- und Werkreferent sowie spätere Stadtpräsidente Marcel Wenger. Er war ein Vorkämpfer und Treiber einer zukunftsweisenden Energie- und Umweltpolitik.
Ihm ist das Licht sprichwörtlich schon früh aufgegangen, in welche Richtung eine nachhaltige Energiepolitik gehen muss.
An seiner Seite haben der damalige Stadtpräsident Max Hess und auf Fachebene Stadtbaumeister Ueli Witzig, Stadtökologe Urs Capaul und als externer Energieberater Ernst A. Müller, Gründer und ehemaliger Geschäftsführer des Vereins InfraWatt, wichtige Rollen gespielt. Dieser Aufbruch zeitigte Folgen bis heute.
Dazu gehörte unter anderem 1991 die Gründung der kommunalen Energiefachgruppe KOMENG als strategischem Organ des Stadtrats,
1992 das erste energiepolitische Leitbild, welche die Einführung der Ökobilanz mit einer umfassenden Energiebilanz der Stadt brachte oder 1996 die Gründung der Etawatt AG als Energiedienstleistungsunternehmen mit der Stadt als Hauptaktionärin.
Dazu gehört sicher auch 1998 die Einrichtung des Energiepunkts mitten in der Altstadt als öffentliche Energieberatungsstelle und natürlich – wie bereits erwähnt – die Beteiligung an der Gründung des Vereins Energiestadt.
Legendär erweist sich im Rückblick das sogenannte 2. Gemeindeseminar «Die Energiestadt» vom 25.04.1991 in der Stadt Schaffhausen.
Bundesrat Adolf Ogi stellte an dieser Tagung Energie2000 als Chance für die Energiepolitik vor.
Als Vertreter der Energiestadt-Gründer überreichten ihm Stefan Frey, der damalige WWF-Geschäftsführer und Conrad U. Brunner von der Schweizerischen Energie-Stiftung eine „Energie-Friedenstaube“ aus Lebkuchen.
Der damalige Stadtrat Marcel Wenger begründete den energiepolitischen Wandel in seiner Rede «Schaffhausen – die Energiestadt» wie folgt:
«Es brauchte wohl so etwas wie eine Kombination von Luftreinhaltung, Knappheit der Rohstoffe und einige deutliche Fingerzeige auf Grossrisiken, um der Politik klar zu machen, dass statt ewiger Disput und Grabenkämpfe vielleicht Synergie die bessere Lösung wäre».

In der Folge führte die Stadt 1996 die ersten bauökologischen Richtlinien sowie die erste echte Energiebuchhaltung für sämtliche städtischen Gebäude ein. 1997 folgte der erste Energierichtplan und die erste Zertifizierung als Energiestadt.
Ein Jahr später waren die Städtischen Werke an der Gründung der Swisspower AG, dem Zusammenschluss der Stadtwerke, beteiligt, die sich mit dem Masterplan 2050 in eine nachhaltige Energiezukunft aufmachten.
2003 wurde unser Flusskraftwerk naturmade zertifiziert und produziert seither wertvollen Ökostrom. Mit einem Teil des Mehrerlöses daraus finanzieren wir jedes Jahr wertvolle Renaturierungen am Rhein.
Und 2012 bewilligten die städtischen Stimmberechtigten deutlich einen Rahmenkredit über 25 Mio. Franken zur Erhöhung des Anteils erneuerbaren Stroms, um mit der Stadtverwaltung aus der Atomenergie auszusteigen.

Die Anstrengungen für die Energiewende blieben aber nicht von Rückschlägen verschont:
2014 stimmte der Grosse Stadtrat zwar in Umsetzung einer überwiesenen Motion von mir – damals noch als Parlamentarier – für ein Energie- und Klimaschutzkonzept, das ein Bekenntnis zu erneuerbaren Energien, den Ausstieg der Stadt aus der Kernenergie und die beschleunigte energetische Sanierung der städtischen Gebäude beinhaltete.
Die gleichzeitig anvisierte Ergänzung der Stadtverfassung mit dem Ziel einer 2000-Watt Gesellschaft fiel bei den Stimmberechtigten hingegen durch. Die Abstimmungskampagne der bürgerlichen Parteien fokussierte erfolgreich nur auf Suffizienz und Verzicht, was uns doch sehr an die Volksabstimmung über das CO2-Gesetz erinnert.
Die damaligen, äusserst kreativen Parolen können Sie aus dem Foto vom Abstimmungskampf ersehen.
Die Gegner der Vorlage – bekleidet mit Schaffellen – stellten der Bevölkerung einen Rückfall ins Steinzeitalter in Aussicht.
Aus Rückschlägen lernt man ja auch und es können sich daraus neue Chancen ergeben.
Und weil es keine echte Alternative zur Energiewende gibt und die Vorgaben resp. Rahmenbedingungen der übergeordneten Staatsebenen nach der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens und der Annahme der Energiestrategie 2050 durch die Stimmberechtigten klar sind, hat die Stadt ihren Kurs für mehr erneuerbare Energien, mehr Energieeffizienz und Klimaschutz nie verlassen.
Stadträtin Katrin Bernath wird Ihnen nun aufzeigen, wie sich das heute manifestiert und was das für die Zukunft Schaffhausens aus Sicht des Stadtrats heisst.