Festrede vom 10.09.2022 zum Jubiläum 75 Jahre Quartier und Quartierverein Buchthalen

Ich freue mich sehr, dem Quartier Buchthalen und seinem Quartierverein,
im Namen der Stadt ganz herzlich zum 75. Geburtstag zu gratulieren.
Gerne überbringe ich Ihnen zum Jubiläum die besten Wünsche des Stadtrats.

Buchthalen als Quartier der Stadt Schaffhausen ist ein Erfolgsmodell, das von Herblingen 1964 und von Hemmental 2009 erfolgreich kopiert worden ist.
Es ist bis heute ein äusserst attraktives und beliebtes städtisches Wohnquartier mit bester Anbindung ans Stadtzentrum und an die anderen Quartiere, ein Quartier, das lebt und über eine gute Versorgung – Einkaufen, Schule, Sport – verfügt.
Zur Lebendigkeit und Ausstrahlung des Quartiers tragen auch die vielen,
z.T. sehr erfolgreichen Vereine – wie die Turner und Korbballerinnen – bei.

Die Lebensqualität, für die wir als Stadt ja Einiges unternehmen, ist in Buchthalen hervorragend, vor allem dank hohem Grünanteil und der Nähe zu Rhein und Wald.
Das war mit ein Grund, weshalb ich mich 1999 – also vor 23 Jahren – mit meiner Familie hier niedergelassen habe.
Und ganz im Sinne des Sprichworts «ubi bene, ibi patria» – dort, wo es Dir gut geht ist Deine Heimat – ist Buchthalen auch für mich zur Heimat geworden.

Und, wenn ich die politische Vertretung des Quartiers in der städtischen Politik anschaue, muss ich sagen:
Die Buchthalerinnen und Buchthaler haben sich immer gewichtig eingebracht und machen das bis heute.
Sie identifizieren sich offenbar nicht nur mit ihrem Quartier, sondern auch mit unserer Stadt, was mich und den Stadtrat natürlich sehr freut.
Buchthalen war im Grossen Stadtrat nicht nur zahlenmässig immer stark vertreten, sondern auch mit diversen namhaften Persönlichkeiten.
Es gab darum in den 90er Jahren das geflügelte Wort der «Buchthaler Mafia», die oft über die Parteigrenzen hinweg hinter den Kulissen Koalitionen für Parlamentsgeschäfte schmiedete.
Nicht nur in den städtischen Gremien, auch auf kantonaler oder Bundesebene waren die Buchthaler immer wieder prominent anzutreffen:
Ich erinnere an Namen wie Hans Ith, Bea Hauser, Ernst Spengler, Hans-Jürg Fehr, Fredy Zollinger, Peter Briner, Theresia Derksen, Heinz Albicker oder Urs Hunziker. Es gäbe natürlich noch viele andere aufzuführen.

Auch Stadtratskollege Raphael Rohner ist hier aufgewachsen und Stadträtin Christine Thommen lebt nicht nur hier, sie präsidiert sogar die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde.
Sie sehen, um das Quartier Buchthalen muss man sich auch in Zukunft keine Sorgen machen…

Aber, wie ist es denn eigentlich dazu gekommen, dass Buchthalen 1947 zum städtischen Quartier wurde?
Ich blicke dazu etwas zurück in die Vergangenheit:
Urkundlich erstmals erwähnt wurde Buchthalen 1122, das war 77 Jahre, nachdem Schaffhausen das Stadtrecht erhalten hatte.

Unser Stadtarchivar Oliver Landolt hält fest, dass «sich schon früh enge Beziehungen zwischen dem Dorf Buchthalen und der im Laufe des Mittelalters aufblühenden Stadt Schaffhausen feststellen lassen».
Das Kloster Allerheiligen besass in Buchthalen umfangreichen Ländereien, die an die ansässigen Bauern gegen jährliche Zinsen als Lehen vergeben wurden.
Und schon im 16. Jahrhundert erwarb die Stadt das Territorium Buchthalens resp. die Vogtei darüber.

Im Mittelalter lebten die Buchthalerinnen und Buchthaler vor allem von der Landwirtschaft, wobei der Rebbau eine hohe Bedeutung hatte.
Die Buchthaler sollen zudem eine wichtige Rolle als Treidler gespielt haben, indem sie mit ihren Pferden die Schiffe rheinaufwärts zogen. Dieser Zusatzverdienste versiegte mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt auf dem Rhein in den 1820-er Jahren.

Im Gefolge der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Buchthalen ein starkes Bevölkerungswachstum.
Die Grenzen der mittelalterlichen Stadt Schaffhausen wurden gesprengt und die neuen Wohnquartiere Gruben und Emmersberg wuchsen bis an die Gemarkung des Bauerndorfs Buchthalen heran.
Während 1850 noch 364 Personen in Buchthalen lebten, waren es gut 90 Jahre später schon fünfmal mehr.
Nach der Eingemeindung von 1947 wuchs die Einwohnerzahl rasant:
Bereits 1970 wohnten 4’941 Personen hier. Heute sind es 5`531.

Vor allem der starke Bevölkerungsanstieg nach 1900 brachte für das Bauerndorf grosse infrastrukturelle Herausforderungen, mit denen die kommunalen Finanzen nicht mehr Schritt halten konnten.
Schon bald traten die Buchthaler darum in eine Zweckgemeinschaft mit der Stadt: 1911 half die Stadt mit einem Darlehen von Fr 110’000 für den Bau eines neuen Schulhauses, 1908 wurde Buchthalen ans städtische Gasnetz und 1920 ans Wassernetz angeschlossen.

Erste Bemühungen für einer Fusion gab es schon 1910. Diese wurden aber vorerst von den beiden Weltkriegen gestoppt.
Mit Kriegsende wurden die Fusionsverhandlungen 1945 wieder in Angriff genommen.
Der Grossteil der Bevölkerung begrüsste den geplanten Zusammenschluss. Einzig einige ältere Buchthaler aus bäuerlichen Kreisen wehrten sich noch gegen die Fusion.
Die Abstimmung am 04.11.1945 zeigte aber ein klares Resultat: die überwältigende Mehrheit der Buchthaler und Stadtschaffhauser stimmten der Fusion zu und auch auf kantonaler Ebene gab es am 07.07.1946 eine klare Mehrheit für die Eingemeindung.
So endete die kommunale Eigenständigkeit Buchthalens 1947.

Für die Entwicklung der Stadt und von Buchthalen war das rückblickend ein guter Entscheid, eine win-win Geschichte.
1949 wurde Buchthalen ans städtische Busnetz angeschlossen.
Und schon bald setzte ein Bauboom ein.
1948 wurde der Kindergarten eingeweiht, 1958 das Zündelgutschulhaus, 1971 das Kirchenzentrum St. Konrad und 1973 das Hofackerzentrum.
Buchthalen hat sich vor allem als Wohnquartier sehr erfolgreich entwickelt und ist heute nicht mehr aus der Stadt wegzudenken.

Zum Schluss nun noch ein paar Worte zum Quartierverein:
Dieser wurde bekanntlich 1947 gegründet, darum feiert auch er heute sein Jubiläum.
Initiant für die Gründung war der Buchthaler Lehrer Heinrich Spengler.
In Art. 1 der ersten Vereinsstatuten wurde der Zweck des Vereins wie folgt umschrieben: «Wahrung der Quartiersinteressen und Förderung der kulturellen und gesellschaftlichen Beziehung unter den Quartierbewohnern.»

Der Quartierverein hat diesen Auftrag bis heute erfolgreich wahrgenommen und immer wieder zeitgemäss interpretiert. Dass es ihn braucht und er einen guten Job macht, beweist seine grosse Mitgliederzahl.
Neben der Organisation wichtiger gemeinschaftsbildender Anlässe bringt er sich auch gegenüber der Stadt immer wieder gewichtig für sein Quartier ein. Wie alle Quartiervereine ist er damit für uns als Stadtregierung ein wichtiger Fühler ins Quartier.
Somit leisten die Exponenten des Vereins – im Sinne der Gründergeneration – auch heute noch ein wertvolles ehrenamtliches Engagement und sind deshalb mitverantwortlich, dass Buchthalen heute und – ich bin sicher – auch in Zukunft viel zur Attraktivität unserer Stadt beiträgt und beitragen wird.

In diesem Sinne bedanke ich mich im Namen der Stadt ganz herzlich für den grossen Einsatz, auch für die Organisation des heutigen Jubiläumsanlasses.

Happy Birthday und nur das Beste für die Zukunft des Quartiers Buchthalen, seinen Bewohnerinnen und Bewohnern und seinem Quartierverein.

Und Ihnen liebe Gäste, wünsche ich weiterhin einen schönen Abend und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.