06.09.2025

Schöne Tradition der Zünfte

Sehr geehrter Herr Obmann Jezler, lieber Richi
sehr geehrter Herr OK Präsident Forster
liebe Zünfter, geschätzte Gäste

Ich freue mich, Sie im Namen von 39'158 Schaffhauserinnen und Schaffhausern hier auf dem Wahrzeichen unserer wunderbaren Stadt begrüssen zu können.
Schön, dass Sie die Tradition des Zunftmunots aufrechterhalten und damit den Austausch unter den SH-Zünften und mit Zünften anderer Städte pflegen. Vorweg: Ich bin ein Nichtzünftler, denn meine Vorfahren stammen aus dem Untertanengebiet des Klettgaus. Trotzdem ist es mir eine Ehre, sie heute hier begrüssen zu können.

Der Munot und die zwölf Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte sind seit langem miteinander verbunden.
So sind die Zünfter im 16. Jahrhundert nicht nur beim Bau der Festung entscheidend beteiligt gewesen, sondern auch bei dessen Rettung Anfangs des 19. Jahrhunderts.

Der Erhalt des Bauwerkes Munot geht auf den Zeichnungslehrer und Mitglied der Zunft zun Becken, Johann Jakob Beck (1786-1868) zurück.
Der Munot ist ja nach seiner Fertigstellung schnell militärisch nutzlos geworden. Zudem ist das Gebäude durch die 1799 erfolgte Belagerung schwer beschädigt gewesen. Es drohte Verfall und Einsturz.
Es ist in erster Linie das Verdienst von Johann Jakob Beck gewesen, dass der Munot als Baudenkmal erhalten geblieben und restauriert worden ist.
Die längerfristige Rettung der Baute, die bereits als Steinbruch für die wachsende Stadtbevölkerung gedient hatte, ist auch der Auslöser zur Gründung des Munotvereins gewesen.
Zum ersten «Munotvater» ist Johann Jakob Beck gewählt worden.

Heute sorgt sich die Stadt Schaffhausen um den baulichen Unterhalt des Munots, in den wir immer wieder viel Geld investieren, zuletzt bis vor wenigen Monaten mit der Erneuerung des Bodens hier auf der Zinne für ca. Fr. 1.5 Mio., um das Gewölbe der Kasematte vor Feuchtigkeit zu schützen oder die Erneuerung der Zugangsbrücke für mehrere 100'000 Franken, deren Bau nächste Woche startet. Der Baubeginn wurde wegen des Zunftmunots aufgeschoben.  
Bald soll auch die Sanierung des Römerstiegs mit der Stützmauer zum Munotgraben Richtung Unterstadt starten. Das wird uns mehrere Mio. kosten…  
Zum Glück verfügen wir dank hoher Unternehmenssteuern zurzeit über die finanziellen Mittel, auch solche Brocken zu stemmen.
In den nächsten drei Jahren werden wir über Fr. 300 Mio. in die öffentliche Infrastruktur stecken, um unsere Stadt als Wohn- und Wirtschaftsstandort noch attraktiver zu machen.

Zur Blütezeit der Zünfte im Spätmittelalter ist der Munot nicht als Veranstaltungsort im heutigen Sinne genutzt worden.
Die Zünfte haben ja über ihre Zunfthäuser, Ratsstuben verfügt und sie haben auch öffentlichen Plätze der Stadt gewählt, um über Handwerk und Politik zu diskutieren und die alljährlichen Feierlichkeiten gebührend zu begehen.

Seit der Munot als Kultur-Veranstaltungsort genutzt wird, haben auch die Schaffhauser Zünfte die alte Festung als Treffpunkt für grössere Feste (wieder-)entdeckt.
Am 3. Juli 1911 haben sie unter der Schirmherrschaft des damaligen Stadtpräsidenten, Dr. Carl Spahn, ihr 500-Jahr-Jubiläum gefeiert.
Am Nachmittag hat ein Umzug stattgefunden, angeführt durch kostümierte Trommler der Schmiedezunft - von der Schifflände durch die Stadt zum Schützenhaus auf der Breite.
Die Abendunterhaltung für männliche und weibliche Zünftige ab 16 Jahren ist dann auch auf dem Munot über die Bühne gegangen, mit imposantem Feuerwerk.

50 Jahre später (1961) ist das nächste wichtige Jubiläum in weit grösserem Rahmen durchgeführt worden.
Die Schaffhauser Zünfte haben hierfür, neben dem St. Johann und dem Schützenhaus, wiederum den Munot als Veranstaltungsort für den krönenden Abschluss des Festes gewählt.
Unter der Führung des Nationalrats und Obmanns der Zünfte, Carl E. Scherrer, ist dabei standesgemäss Ehrenwein ausgeschenkt und getanzt worden. Heute gibt es den von der Stadt gesponsorten Stadtwein.

1979 habe die Zünfte beschlossen, ihre Verbindung zum Munot zu festigen und hier regelmässig Tanzveranstaltungen, sogenannte «Zunftbälle» durchzuführen.
Für die auswärtigen Schaffhauser Zunftfamilien bedeuten solche Veranstaltungen auf dem Munot sicherlich immer auch eine schöne Gelegenheit, ihre Heimatstadt wieder einmal zu besuchen.
Das freut den Stadtrat und wir hoffen, dass Sie auch ein bisschen Botschafterinnen und Botschafter Schaffhausens werden.
Denn die Stadt ist ambitioniert unterwegs und hat viel zu bieten, nur wissen das immer noch zu wenige.
Auch darum wollen wir uns bis Ende Jahr als Kulturhauptstadt der Schweiz 2030 bewerben und hoffen, dass uns die Stimmbevölkerung dafür Ende November mandatiert.

Dass beim Zunftmunot auch der amtierende Stadtpräsident einige Worte sagen darf, hat offenbar eine längere Tradition.
Nicht allen Vertretern fällt dies gleich leicht.
So ist zum Zunftjubiläum 1961 auf dem Munot im Bericht der Schaffhauser Nachrichten vom 21. August folgendes über den Auftritt des bedeutendsten Schaffhauser Politikers des letzten Jahrhunderts zu lesen. Ich zitiere:

"Forsch und lautstark war auch des Stadtpräsidenten Bringolfs Rede, die er im Anschluss an die Worte des Munotvaters Uehlinger an die Gesellschaft richtete. Sie wird nicht in den Blütenstrauss seiner rhetorischen Meisterwerke eingehen, aber es ist für einen revolutionserprobten sozialistischen Magistraten zugegebenermassen etwas schwierig, sozusagen als erste Amtshandlung nach den Ferien ausgerechnet 1’300 Zünfterinnen und Zünfter von Herzen willkommen zu heissen." Ende Zitat.

Nun schliesse ich meine Begrüssung und hoffe, dass sie am nächsten Montag in unserem Monopolblatt nicht auch «zünftig» verrissen wird.
Im Namen der Stadt wünsche ich Ihnen einen geselligen und fröhlichen Abend - geniessen Sie es hier auf dem Munot und kommen Sie bald wieder nach Schaffhausen, sie werden es nicht bereuen.