Bierliebhaber und Saunierer auf dem Bock

In diesem Jahr sitzt Michael Mundt im Kantonsratssaal zuvorderst in der Mitte: auf dem Platz des Grossstadtratspräsidenten. Bild: Melanie Duchene/Schaffhauser Nachrichten

Stadtrat gratuliert Grossstadtrat Michael Mundt zur Wahl als Grossstadtratspräsident

Lieber Michael, liebe Kolleginnen und Kollegen, geschätzte Gäste

Bevor ich zum frischgewählten Präsidenten komme, möchte ich mich auch im Namen des Stadtrats bei Nathalie Zumstein ganz herzlich für ihre Ratsleitung im 2022 bedanken.

Sie hat das effizient, unparteiisch und respektvoll gemacht und sie hat etwas geschafft, das den meisten Ratspräsidentinnen und -präsidenten vergönnt bleibt, sie hat es nämlich bis in die nationalen Medien geschafft.

Und nun zum neugewählten Ratspräsidenten:

Im Namen der Stadt gratuliere ich Grossstadtrat Michael Mundt ganz herzlich zur ehrenvollen Wahl ins Amt als höchster Stadtschaffhauser.

Als 37-Jähriger gehört er eher zu den jüngeren Politikern auf dem Bock.
Früher ist dieses Amt langverdienten Kommunalpolitikern vorbehalten geblieben, sozusagen als Krönung und Abschluss ihrer Laufbahn.

Das kann man bei Michael kaum sagen. Er ist der jüngste Vertreter der SVP im Rat, der einzige übrigens unter 50.

Als Kantonsrat tanzt er bekanntermassen auf verschiedenen Hochzeiten und er hat sich auch schon als Stadtrats- und als Nationalratskandidat versucht.

Beim Studium seiner politischen Laufbahn sind mir erstaunliche Parallelen zu mir aufgefallen. Keine Angst, es geht nicht um politische Inhalte, ich bleibe also der SP erhalten.
Einerseits ist Michael wie ich Bierliebhaber, was ihn mir natürlich sehr sympathisch macht.

Und speziell: seine politische Laufbahn ähnelt stark meiner eigenen:
So ist er 2017, also mit 32 Jahren, in den GSR nachgerückt, ich 1993 mit 31.
2019, also mit 34 Jahren hat er chancenlos für den Stadtrat kandidiert.
Mir ist das 1996 passiert, ebenfalls mit 34.
Und 2023, also mit 37, wird er nun Grossstadtratspräsident.
Bei mir war das 2001 mit 39.
Nun wird es spannend sein zu sehen, wie es mit ihm weitergeht und, ob die Parallelen anhalten…

Um mir ein Bild über Michaels Person machen zu können, habe ich mich beim Ratsbüro, das in den letzten Jahren ja eng mit ihm zusammengearbeitet hat, schlau gemacht.

Und die Einschätzungen sind bei allen sehr ähnlich: Höflich im Umgang, aber politisch hart in der Sache.

Man könnte das unter dem Begriff «weichgespülten Hardliner» zusammenfassen.

Die scheidende Präsidentin assoziiert mit ihm jedenfalls «Schirm, Scharm und Melone». Die älteren unter Ihnen wissen, was damit gemeint ist.
Offensichtlich hat Michi es geschafft, Natalie mit seinem Charme total für sich einzunehmen und dies, obwohl er ihr nicht selten sicht- und hörbar «in die Flanke gefahren» ist, wenn der Rat ihren Anweisungen mal wieder nicht folgen wollte.

Michael hat sich im GSR bisher vor allem auf die Arbeit in wichtigen und anspruchsvollen Kommissionen konzentriert.

Da hat er auch Spuren hinterlassen und konnte sicher auch von seinen beruflichen Kenntnissen und Erfahrungen als Banker profitieren.
Zu seinen Vorstössen: 2018 hat er mit seinem Postulat «Schaffhausen näher an den Rhein bringen» erfolgreich den Einbezug des Stadtparlaments bei der weiteren Arealentwicklung am Lindli verlangt.

Ansonsten waren das vor allem diverse Kleine Anfragen, welche die Handschrift des Parteisekretärs trugen – ein Amt, das er übrigens gemäss SVP-Homepage bis heute bekleidet – also Vorstösse, die nicht primär eingereicht werden, um sachliche Antworten des SR zu erhalten, sondern um politische Statements zu platzieren und den SR zu piesacken.

Ich bin aber überzeugt, dass Michael es schaffen wird, in seinem Präsidialjahr die Parteibrille abzulegen und sich der Unparteilichkeit zu befleissigen.

Zurück zu seiner wertvollen Kommissionsarbeit:
2017 – 2020 war Michael Mitglied in der FK Soziales,
2019 – 2020 sass er in der GPK und
2018 – 2020 wirkte er als Stimmenzähler,

bevor er von seiner Fraktion auf die Laufbahn geschickt wurde.

Er verfügt also über eine lange Rats- und auch Büroerfahrung.
Zudem war er Mitglied der SPK Revision der GO, so dass er auch mit der neuen GO vertraut sein sollte.

Darum ist der Stadtrat sehr zuversichtlich, dass er den Rat souverän durch das Jahr 2023 führen wird.

Nun erhält ja jeder frischgewählte Präsident des GSR von der Stadt ein Geschenk.
Dieses Jahr ist es einmal mehr etwas problematisch, denn wir haben ja gar kein rechtskräftiges Budget, mit dem wir ein solches Präsent finanzieren könnten und Michael ist als einer der Referendumsträger erst noch dafür mitverantwortlich.
Es stellen sich nun also ganz knifflige Rechtsfragen, wie diejenige, ob das nun eine Ausgabe nach Finanzhaushaltsgesetz ist, welche es dringend braucht, um die ordentliche Staatstätigkeit aufrecht erhalten zu können?
Das Problem ist nicht neu, wir hatten das schon bei der Präsidialfeier von Hermann Schlatter.
Darum sind wir gewappnet und unser Finanzreferent hat das natürlich antizipiert und die vbsh-Freifahrkarte für den neuen Ratspräsidenten noch im alten Jahr gebucht.

Dasselbe gilt für unser zweites Geschenk. Und hier knüpfen wir an einer Vorliebe des neuen Präsidenten an:

Wie wir unterdessen wissen, gehört er ja der berüchtigten «SVP-Saunagang» um Dani Preisig und Mariano Fioretti an, deren Volksverbundenheit darin zum Ausdruck kommt, dass sie den Kontakt mit ihren Wählerinnen und Wähler am liebsten im Adamskostüm suchen.

Um da nicht abzufallen und standesgemäss auftreten zu können, haben wir für Michael ein Outfit gesucht und es in Form eines Bademantels gefunden, der Bezug nimmt auf seine neue Funktion als höchster Stadtschaffhauser: Boss.

Natürlich gibt es den Stadtpin darauf und dazu noch ein städtisches Kühltuch, damit er einen kühlen Kopf wahren kann, auch wenn es einmal – wie in der Sauna – heiss her und zu gehen sollte.

Lieber Michael

Wir hoffen, dass Dir der Bademantel gute Dienste leisten wird und Du trotz vermehrten öffentlichen Verpflichtungen noch zum Saunieren kommen wirst.

Mit dem Bademantel sollte zumindest allen Saunagästen künftig klar sein, wen sie vor sich haben, auch wenn sie vom Aufguss noch etwas benebelt sind.

Der Stadtrat wünscht Dir ein erfolgreiches Präsidialjahr mit vielen spannenden Begegnungen als höchster Stadtschaffhauser und wir freuen uns auf eine kollegiale und konstruktive Zusammenarbeit.

70 Jahre Städtefreundschaft mit Sindelfingen

Foto: Übergabe des Dokuments zum Jubiläum durch den sindelfinger Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer

Freunde sind wie Sterne“: Rede zu den Feierlichkeiten vom 10. Dezember 2022 in Sindelfingen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, lieber Bernd,
liebe Sindelfingerinnen und Sindelfinger, dear guests from the partner cities of Sindelfingen

Wir freuen uns, heute mit Ihnen allen auf 70 Jahre Städtepartnerschaft Sindelfingen – Schaffhausen anstossen zu können. Ganz herzlichen Dank für die freundliche Einladung. Unsere Stadtregierung ist dieser mit drei von fünf Mitgliedern gefolgt. Neben mir sind auch die Stadträte Raphael Rohner, Vizepräsident und Daniel Preisig, Finanzreferent heute anwesend. Wir wären also beschlussfähig. Das soll auch unsere hohe Wertschätzung für Sindelfingen und unsere Freundschaft zum Ausdruck bringen.
Gerade in der heutigen Zeit, in der Millionen Menschen auf unserem europäischen Kontinent wieder unter Krieg leiden, müssen die demokratischen Staaten noch näher zusammenrücken. Und hier spielen auch unsere Städtepartnerschaften im Sinne gelebter Völkerverständigung eine wichtige Rolle.
Wie ist es nun aber vor 70 Jahren zur Städtefreundschaft zwischen Sindelfingen und Schaffhausen gekommen? Begonnen hat alles durch einen Zufall. An einem Anlass in Sindelfingen lernte der Schaffhauser Stadtschreiber Hans Müller wenige Jahre nach dem Krieg den Sindelfinger Bürgermeister Arthur Gruber kennen und vermittelte in der Folge ein Treffen mit dem damaligen Schaffhauser Stadtpräsidenten Walther Bringolf, einer äusserst prägenden Figur der SH-Stadtgeschichte, der 36 Jahre als Stadtpräsident amtete und 46 Jahre unseren Kanton im Nationalrat vertrat. Aus diesem ersten Kontakt ergaben sich zahlreiche Besuche von Mitarbeitern der im Wiederaufbau begriffenen Stadt Sindelfingen im damals deutlich grösseren Schaffhausen. Dabei interessierte sich Bürgermeister Gruber vor allem für den sozialen Wohnungsbau. Entsprechende Baupläne aus Schaffhausen sollen in Sindelfingen ihren Niederschlag gefunden haben. Bernd Vöhringer hat das schon erwähnt. Das gute Verhältnis von Bringolf und Gruber führte zu einer Vertiefung der Beziehungen unserer Städte, auch dank dem wertvollen Engagement des Vereins ISPAS.
Jedes Jahr wird auch eine Delegation aus Schaffhausen an den traditionellen Austausch Sindelfingens mit seinen Partnerstädten und ans Internationale Straßenfest eingeladen. Wir kommen immer sehr gerne zu Ihnen. Der freundschaftliche Austausch auch mit ihren Partnerstädten ist für uns spannend und bereichernd. Ich war übrigens beim von Bernd Vöhringer erwähnten Fussballspiel in den 90-er Jahren als Stadtparlamentarier und Spieler mit dabei und weiss auch noch, wie es ausgegangen ist. Es stand schon zur Pause 6 : 0 für Sindelfingen, weshalb die Mannschaften in der 2. Halbzeit gemischt wurden. Man wollte ja die Gäste aus Schaffhausen nicht frustriert nach Hause schicken. Also, die Sindelfinger waren damals schon sehr gastfreundlich.
Anlässlich der 725-Jahrfeier der Stadt Sindelfingen vom 15./16. April 1988 wurde unter Oberbürgermeister Dieter Burger der Platz an der alten Stadtmauer von Sindelfingen mit dem Namen «Schaffhauser Platz» versehen und bei den Feierlichkeiten zum 50-Jahr-Jubiläum unserer Städtefreundschaft im Jahr 2002 gab es eine grosse Fotoausstellung in Sindelfingen.
Umgekehrt war Sindelfingen 2011 beim grossen Stadtfest «Schaffusia» mit einem Stand präsent. Leider fiel die Feier zum 975. Geburtstag der Stadt SH im Jahr 2020 Corona zum Opfer. Auch da wäre Sindelfingen natürlich mit dabei gewesen.
Es heisst, dass Sindelfingen zu Beginn der Städtefreundschaft in Schaffhausen vor allem durch den grünen Mercedes von Stadtpräsidenten Walther Bringolf sichtbar gewesen sein. Dieser war ihm seinerzeit von Bürgermeister Arthur Gruber vermittelt worden. Wir möchten die Sichtbarkeit unserer Städtefreundschaft aus Anlass des Jubiläums in Schaffhausen deutlich erhöhen. Bald wird es dazu eine Möglichkeit geben: Wir sind am Ausbau des Stadthausgevierts und dem Neubau eines Verwaltungsgebäudes mitten in der Schaffhauser Altstadt. Dieser soll 2024 eingeweiht werden. Ich kann Ihnen versichern, dass wir dort unserer Städtefreundschaft prominent Platz geben werden und Sie natürlich zur Eröffnung einladen werden.
Seit 1952 hat sich vieles gewandelt. In der Zwischenzeit hat Sindelfingen Schaffhausen in vielerlei Beziehung überholt. Aus der kleinen Stadt mit 13’000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort mit über 64’000 Einwohnerinnen und Einwohnern geworden, bekannt vor allem als Standort der Mercedes-Werke.
Wir sind heute stolz und dankbar, dass unsere Vorfahren diese Städtefreundschaft mit Sindelfingen eingegangen sind und wir werden unseren Teil dazu beitragen, dass sie weitere 70 Jahre Bestand haben und gelebt wird. Denn wie besagt es ein bekanntes Sprichwort doch so schön: «Freunde sind wie Sterne. Du kannst sie nicht immer sehen, aber du weißt, sie sind immer für dich da».

Happy Birthday Quartierverein Niklausen

Gratulation des Stadtrats zum 60 Jahre Jubiläum vom 20.11.2022 im Restaurant Schönbühl

Sehr geehrter Herr Quartiervereinspräsident, lieber Michele
sehr geehrte Mitglieder des Vorstands des QV
geschätzte Gäste aus dem Niklausenquartier

Ich freue mich sehr, dem Quartierverein im Namen der Stadt ganz herzlich zum 60. Geburtstag zu gratulieren.
Gerne überbringe ich Ihnen zum Jubiläum die besten Wünsche des Stadtrats.

Der Niklausen ist ein attraktives und beliebtes städtisches Wohnquartier mit wichtigen städtischen Infrastrukturen wie dem Schulhauses Alpenblick, dem Waldfriedhof, der Stadtgärtnerei usw. sowie mit bester öV-Anbindung ans Stadtzentrum. Bevölkerungsmässig belegt er in der Stadt den 5 Rang, hinter der Breite/Hohlenbaum, Hochstrasse/Geissberg, Buchthalen und Herblingen. Wäre der Niklausen eine eigene Gemeinde des Kantons würde er nur gerade von Neuhausen, Beringen und Thayngen überflügelt, ist also grösser als Stein am Rhein, Neunkirch oder Hallau.

Die Lebensqualität, für die wir als Stadt ja Einiges unternehmen, ist im Niklausen hervorragend. Das hängt nicht nur mit dem wertvollen Naturraum zusammen, sondern auch mit den über 4’000 Menschen die hier leben und natürlich mit deren Engagement für ihr Quartier. Und da kommt jetzt der QV ins Spiel.

Er wurde 1962 ins Leben gerufen und hat damit einen guten Jahrgang, nämlich den gleichen wie ich. Über die Entstehung hat Ihnen Ihr Präsident bereits berichtet.

Der Quartierverein Niklausen ist ein Verein, der sich für die Belange des Quartiers stark macht: hartnäckig, mit langem Atem, konstruktiv und auf Lösungen fokussiert. Der Stadtrat hat grossen Respekt vor diesem Einsatz und den Leistungen des QV.

Rund um die Realisierung des Quartiertreffs hat der Verein unter Beweis gestellt, dass er Visionen in die Tat umsetzen und die Quartierbewohnerinnen und -bewohner für zivilgesellschaftliches Engagement begeistern kann.   

So führt der Quartierverein Niklausen seit Juni 2021 als einziger Quartierverein der Stadt einen Quartiertreff. Der sehr gelungene Umbau einer Gewerberäumlichkeit zum Trefflokal hat der Verein mit viel Unterstützung aus dem Quartier selber gestemmt.

Die Betriebsgruppe, welche seit der Eröffnung für die Angebote, das Programm und alles Betriebliche im nik zuständig ist, arbeitet freiwillig und mit viel Engagement. Es gelingt der Gruppe sehr gut, Leute aus dem Quartier für Aktivitäten im Treff zu gewinnen, ganz nach dem Motto «vom Quartier fürs Quartier». 

Der QV ist auch vorbildlich, was sein Engagement für Kinder und Jugendliche im Quartier anbelangt; so hat er massgeblich mitgewirkt an der Realisierung eines Mittagstisches für Primarschulkinder aus dem Quartier.

Er hat mit dem Organisieren eines temporären, mobilen Pumptracks für Spiel- und Bewegungsspass gesorgt und lädt Kinder und Familien immer wieder zum Bücherabend oder Kissenkino in den Quartiertreff ein.
Auch den Aufbau eines Jugendtreffs will der QV bzw. das Betriebsteam des nik fördern und hat Jugendliche kürzlich dazu aufgerufen, sich einzubringen und gemeinsam Ideen zu entwickeln. 

Der Quartierverein hat seinen Auftrag in den letzten Jahren bis heute erfolgreich wahrgenommen. Dass es ihn braucht und er einen guten Job macht, beweist seine grosse Mitgliederzahl.
Neben der Organisation wichtiger gemeinschaftsbildender Anlässe bringt er sich auch gegenüber der Stadt immer wieder gewichtig für sein Quartier ein. Dabei pflegen die Vorstandmitglieder eine konstruktive und kooperative Haltung gegenüber den städtischen Behörden und Mitarbeitenden.
Städtebauliche und verkehrstechnische Entwicklungen werden mit Blick auf die Auswirkungen fürs Quartier genau verfolgt und die Möglichkeit sich einzubringen, wird aktiv wahrgenommen. 

Wie alle Quartiervereine ist er damit für uns als Stadtregierung ein wichtiger Fühler ins Quartier, den es auch künftig brauchen wird und den die Stadt ernst nehmen muss.

Die Exponenten des Vereins leisten also – im Sinne der Gründergeneration – auch heute noch ein wertvolles ehrenamtliches Engagement und sind deshalb mitverantwortlich, dass Niklausen heute und – ich bin sicher – auch in Zukunft viel zur Attraktivität unserer Stadt beitragen wird.

In diesem Sinne bedanke ich mich im Namen der Stadt ganz herzlich für den grossen Einsatz, auch für die Organisation des heutigen Jubiläumsanlasses.

Happy Birthday und nur das Beste für die Zukunft Quartiervereins.

75 Jahre Buchthalen als Stadtquartier

Festrede vom 10.09.2022 zum Jubiläum 75 Jahre Quartier und Quartierverein Buchthalen

Ich freue mich sehr, dem Quartier Buchthalen und seinem Quartierverein,
im Namen der Stadt ganz herzlich zum 75. Geburtstag zu gratulieren.
Gerne überbringe ich Ihnen zum Jubiläum die besten Wünsche des Stadtrats.

Buchthalen als Quartier der Stadt Schaffhausen ist ein Erfolgsmodell, das von Herblingen 1964 und von Hemmental 2009 erfolgreich kopiert worden ist.
Es ist bis heute ein äusserst attraktives und beliebtes städtisches Wohnquartier mit bester Anbindung ans Stadtzentrum und an die anderen Quartiere, ein Quartier, das lebt und über eine gute Versorgung – Einkaufen, Schule, Sport – verfügt.
Zur Lebendigkeit und Ausstrahlung des Quartiers tragen auch die vielen,
z.T. sehr erfolgreichen Vereine – wie die Turner und Korbballerinnen – bei.

Die Lebensqualität, für die wir als Stadt ja Einiges unternehmen, ist in Buchthalen hervorragend, vor allem dank hohem Grünanteil und der Nähe zu Rhein und Wald.
Das war mit ein Grund, weshalb ich mich 1999 – also vor 23 Jahren – mit meiner Familie hier niedergelassen habe.
Und ganz im Sinne des Sprichworts «ubi bene, ibi patria» – dort, wo es Dir gut geht ist Deine Heimat – ist Buchthalen auch für mich zur Heimat geworden.

Und, wenn ich die politische Vertretung des Quartiers in der städtischen Politik anschaue, muss ich sagen:
Die Buchthalerinnen und Buchthaler haben sich immer gewichtig eingebracht und machen das bis heute.
Sie identifizieren sich offenbar nicht nur mit ihrem Quartier, sondern auch mit unserer Stadt, was mich und den Stadtrat natürlich sehr freut.
Buchthalen war im Grossen Stadtrat nicht nur zahlenmässig immer stark vertreten, sondern auch mit diversen namhaften Persönlichkeiten.
Es gab darum in den 90er Jahren das geflügelte Wort der «Buchthaler Mafia», die oft über die Parteigrenzen hinweg hinter den Kulissen Koalitionen für Parlamentsgeschäfte schmiedete.
Nicht nur in den städtischen Gremien, auch auf kantonaler oder Bundesebene waren die Buchthaler immer wieder prominent anzutreffen:
Ich erinnere an Namen wie Hans Ith, Bea Hauser, Ernst Spengler, Hans-Jürg Fehr, Fredy Zollinger, Peter Briner, Theresia Derksen, Heinz Albicker oder Urs Hunziker. Es gäbe natürlich noch viele andere aufzuführen.

Auch Stadtratskollege Raphael Rohner ist hier aufgewachsen und Stadträtin Christine Thommen lebt nicht nur hier, sie präsidiert sogar die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde.
Sie sehen, um das Quartier Buchthalen muss man sich auch in Zukunft keine Sorgen machen…

Aber, wie ist es denn eigentlich dazu gekommen, dass Buchthalen 1947 zum städtischen Quartier wurde?
Ich blicke dazu etwas zurück in die Vergangenheit:
Urkundlich erstmals erwähnt wurde Buchthalen 1122, das war 77 Jahre, nachdem Schaffhausen das Stadtrecht erhalten hatte.

Unser Stadtarchivar Oliver Landolt hält fest, dass «sich schon früh enge Beziehungen zwischen dem Dorf Buchthalen und der im Laufe des Mittelalters aufblühenden Stadt Schaffhausen feststellen lassen».
Das Kloster Allerheiligen besass in Buchthalen umfangreichen Ländereien, die an die ansässigen Bauern gegen jährliche Zinsen als Lehen vergeben wurden.
Und schon im 16. Jahrhundert erwarb die Stadt das Territorium Buchthalens resp. die Vogtei darüber.

Im Mittelalter lebten die Buchthalerinnen und Buchthaler vor allem von der Landwirtschaft, wobei der Rebbau eine hohe Bedeutung hatte.
Die Buchthaler sollen zudem eine wichtige Rolle als Treidler gespielt haben, indem sie mit ihren Pferden die Schiffe rheinaufwärts zogen. Dieser Zusatzverdienste versiegte mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt auf dem Rhein in den 1820-er Jahren.

Im Gefolge der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Buchthalen ein starkes Bevölkerungswachstum.
Die Grenzen der mittelalterlichen Stadt Schaffhausen wurden gesprengt und die neuen Wohnquartiere Gruben und Emmersberg wuchsen bis an die Gemarkung des Bauerndorfs Buchthalen heran.
Während 1850 noch 364 Personen in Buchthalen lebten, waren es gut 90 Jahre später schon fünfmal mehr.
Nach der Eingemeindung von 1947 wuchs die Einwohnerzahl rasant:
Bereits 1970 wohnten 4’941 Personen hier. Heute sind es 5`531.

Vor allem der starke Bevölkerungsanstieg nach 1900 brachte für das Bauerndorf grosse infrastrukturelle Herausforderungen, mit denen die kommunalen Finanzen nicht mehr Schritt halten konnten.
Schon bald traten die Buchthaler darum in eine Zweckgemeinschaft mit der Stadt: 1911 half die Stadt mit einem Darlehen von Fr 110’000 für den Bau eines neuen Schulhauses, 1908 wurde Buchthalen ans städtische Gasnetz und 1920 ans Wassernetz angeschlossen.

Erste Bemühungen für einer Fusion gab es schon 1910. Diese wurden aber vorerst von den beiden Weltkriegen gestoppt.
Mit Kriegsende wurden die Fusionsverhandlungen 1945 wieder in Angriff genommen.
Der Grossteil der Bevölkerung begrüsste den geplanten Zusammenschluss. Einzig einige ältere Buchthaler aus bäuerlichen Kreisen wehrten sich noch gegen die Fusion.
Die Abstimmung am 04.11.1945 zeigte aber ein klares Resultat: die überwältigende Mehrheit der Buchthaler und Stadtschaffhauser stimmten der Fusion zu und auch auf kantonaler Ebene gab es am 07.07.1946 eine klare Mehrheit für die Eingemeindung.
So endete die kommunale Eigenständigkeit Buchthalens 1947.

Für die Entwicklung der Stadt und von Buchthalen war das rückblickend ein guter Entscheid, eine win-win Geschichte.
1949 wurde Buchthalen ans städtische Busnetz angeschlossen.
Und schon bald setzte ein Bauboom ein.
1948 wurde der Kindergarten eingeweiht, 1958 das Zündelgutschulhaus, 1971 das Kirchenzentrum St. Konrad und 1973 das Hofackerzentrum.
Buchthalen hat sich vor allem als Wohnquartier sehr erfolgreich entwickelt und ist heute nicht mehr aus der Stadt wegzudenken.

Zum Schluss nun noch ein paar Worte zum Quartierverein:
Dieser wurde bekanntlich 1947 gegründet, darum feiert auch er heute sein Jubiläum.
Initiant für die Gründung war der Buchthaler Lehrer Heinrich Spengler.
In Art. 1 der ersten Vereinsstatuten wurde der Zweck des Vereins wie folgt umschrieben: «Wahrung der Quartiersinteressen und Förderung der kulturellen und gesellschaftlichen Beziehung unter den Quartierbewohnern.»

Der Quartierverein hat diesen Auftrag bis heute erfolgreich wahrgenommen und immer wieder zeitgemäss interpretiert. Dass es ihn braucht und er einen guten Job macht, beweist seine grosse Mitgliederzahl.
Neben der Organisation wichtiger gemeinschaftsbildender Anlässe bringt er sich auch gegenüber der Stadt immer wieder gewichtig für sein Quartier ein. Wie alle Quartiervereine ist er damit für uns als Stadtregierung ein wichtiger Fühler ins Quartier.
Somit leisten die Exponenten des Vereins – im Sinne der Gründergeneration – auch heute noch ein wertvolles ehrenamtliches Engagement und sind deshalb mitverantwortlich, dass Buchthalen heute und – ich bin sicher – auch in Zukunft viel zur Attraktivität unserer Stadt beiträgt und beitragen wird.

In diesem Sinne bedanke ich mich im Namen der Stadt ganz herzlich für den grossen Einsatz, auch für die Organisation des heutigen Jubiläumsanlasses.

Happy Birthday und nur das Beste für die Zukunft des Quartiers Buchthalen, seinen Bewohnerinnen und Bewohnern und seinem Quartierverein.

Und Ihnen liebe Gäste, wünsche ich weiterhin einen schönen Abend und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

100 Jahre Spielvi – 100 Jahre Integration, soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit

Rede zum 100 Jahre Jubiläum der Spielvereinigung Schaffhausen vom 02.07.2022

Ich freue mich sehr, der Spielvi zu ihrem runden Geburtstag die Glückwünsche und Grüsse der Stadt Schaffhausen überbringen zu können.
John F. Kennedy hat in Berlin einmal gesagt, «auch ich bin ein Berliner» – ich sage heute hier auf dem Bühl, «auch ich bin ein Spielvianer», denn ich weiss ja ein wenig, wovon ich rede, schliesslich hat mein Sohn fast alle Juniorenabteilungen der Spielvi durchlaufen und spielt heute noch hier auf dem Bühl. 

Der Fussballsport hat weltweit und auch in unserer Stadt eine lange Tradition. Trotz vielen Hochs und Tiefs, Auswüchsen und negativen Begleiterscheinungen, hat er auch nach so langer Zeit nichts von seiner Faszination verloren. Viele gescheite Leute haben schon versucht zu erklären, warum das so ist. Ich verzichte heute darauf und stelle einfach fest: Fussball ist doch die schönste Nebensache der Welt; sie bringt Menschen zusammen, sie verbindet und integriert, sie schafft Identifikation und trägt auch noch zur Volksgesundheit bei. Und wenn der Sport in einem so vorbildlichen Verein erlernt und gespielt wird wie der Spielvi, die sich der Integration, sozialer Verantwortung und Nachhaltigkeit verschrieben hat, dann kann das für ganz viele junge Menschen zu einer wichtigen Lebensschule werden. Denn Tugenden wie Leistungsbereitschaft, Ausdauer, Fairplay und Solidarität, sind nicht nur im Fussball zentral, um als Team erfolgreich zu sein.

Aber auch wenn der Fussball in den vergangenen Jahrzehnten nichts von seiner Faszination verloren hat, genügt das alleine noch nicht, um einen Verein wie die Spielvi erfolgreich über 100 Jahre zu etablieren.  Das ist kein Selbstläufer. Die Geschichte der Spielvi zeigt, wie sich ein Verein auch immer wieder neu erfinden muss, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Dabei hilft natürlich eine DNA, ein Wertesystem, das Orientierung gibt. Für die Spielvi war und ist das Integration und soziale Verantwortung.  Die gelebte Toleranz und Integration von Menschen aus anderen Ländern, Kulturen oder Religionen war immer wichtig und zeigte sich früher vor allem am Beispiel der Familien der italienischen Gastarbeiter. Die Spielvi will nicht nur ein Fussballclub sein, sondern den Menschen eine emotionale Heimat geben, wo sie ernst genommen werden, unabhängig von ihrer geografischen oder sozialen Herkunft, ganz im Sinne des Slogans «Einmal Spielvi – immer Spielvi». Auch die Eltern der Juniorinnen und Junioren sollen Teil der Spielvi-Familie werden. Zahlreiche Veranstaltungen, bei denen die Spielvi als Organisatorin auftritt, ermöglichen dies. Dazu gehört das traditionelle Schüler-Moskitoturnier genauso wie die legendäre Spielvi-Revival Party oder der Family Day. Dazu gehört aber auch die sympathische Aktion zum Jubiläum mit den Spielvi-Coins, die sich die Teams mit Wettkämpfen, Fairplay und Sozialeinsätzen verdienen können sowie die Finanzierung eines Fussball-KIeinfelds auf dem Teerplatz im oberen Teil des Bühl.
Und damit sind wir schon beim zweiten Erfolgsfaktor des Vereins: Seine engagierten Mitglieder, die in den vergangenen 100 Jahren Grosses geleistet haben, eben nicht nur auf dem Fussballplatz, wie beim legendären Aufstieg in die Nati B in der Saison 1996/97. Für diese wertvolle Freiwilligenarbeit und den grossen Idealismus gebührt Euch allen, stellvertretend für die vielen Spielvianer der letzten 100 Jahre, ein riesen Dank der Stadt!

Als grösster Sportverein Schaffhausens mit über 650 Mitgliedern, davon 427 Juniorinnen und Junioren, mit 25 Mannschaften im Breiten- und Leistungssport trägt die Spielvi wesentlich bei zu unserer hohen Standortattraktivität. Der Stadtrat ist sich dessen bewusst. Deshalb unterstützen wir den Verein ja auch über eine günstige Zurverfügungstellung der Infrastruktur hier im Bühl oder in den städtischen Turnhallen sowie durch Jugendförderbeiträge (2022: Fr. 13’680). Darum bin ich auch heute nicht mit leeren Händen gekommen und überbringe dem Geburtstagskind ein Geschenk in Form eines Versprechens, das nächstes Jahr eingelöst wird: Der Stadtrat hat im Budget 2023 Fr. 670’000 für die Sanierung des Kunstrasens Bühl eingestellt. Das heisst, der Platz soll in der Sommerpause 2023 erneuert werden, damit auch weiterhin viele Fussballbegeisterte das ganze Jahr über bei guten Bedingungen trainieren und sich hier möglichst unfallfrei messen können. Zudem leisten wir auch einen finanziellen Beitrag an das Jubiläumsbuch.

Liebe Spielvianer
Die lange Erfolgsgeschichte der Spielvi bringt auch Verantwortung und ist eine Verpflichtung für die Zukunft. Auch in den nächsten Jahren braucht es ganz viel Herzblut und Freiwilligenarbeit, um diese tolle Story weiter zu schreiben. Dafür wünsche ich Euch viel Glück und Erfolg, viele engagierte Helferinnen und Helfer, Trainerinnen und Trainer, Spielerinnen und Spieler, Supporterinnen und Supporter sowie treue Sponsoren, welche Eure wichtige Arbeit unterstützen. Die Stadt wird der Spielvi auch in Zukunft eine verlässliche Partnerin sein.

Happy Birthday und nur das Beste für die nächsten 100 Jahre!