Neue Impulse für die Innenstadt

Schaffhauser Bock vom 30.06.2020

Wasserstofftankstellen – Bedarf in Schaffhausen?

Mit Datum vom 7. Januar 2020 hat Grossstadtrat René Schmidt eine Interpellation zu den Voraussetzungen für Wasserstoff-Tankstellen in der Stadt Schaffhausen eingereicht.

Der Stadtrat nimmt dazu wie folgt Stellung:

  1. Wie beurteilt der Stadtrat die künftige Entwicklung und das Potenzial der Wasserstoffmobilität?

Die Wasserstofftechnologie bietet grosses Potenzial vor allem für die Bereiche Industrie, Schwerlast- und Schiffsverkehr. In diesen Bereichen besteht die Möglichkeit, dass sich die Wasserstoff-Technologie langfristig durchsetzen kann. Deshalb hat die Schweiz vor kurzem zusammen mit den EU-Staaten einen Appell an die EU-Kommission gerichtet, einen Aktionsplan für die Nutzung von Wasserstoff auszuarbeiten. Die Wertschöpfung dafür soll in Europa geschehen und nicht nur in Asien.
Wasserstoff ist grundsätzlich ein toller Energieträger. Zur Herstellung benötigt man nur Wasser und elektrischen Strom und bei der Nutzung durch Verbrennung oder in einer Brennstoffzelle entsteht als Abfallprodukt wieder Wasser. Im Hinblick auf die Umweltbilanz über die gesamte Prozesskette macht die Anwendung dieser Technologie aber nur Sinn, wenn der Wasserstoff mit erneuerbaren Energien hergestellt wird. Im Moment steckt die Technologie noch in den «Kinderschuhen», weshalb die Gewinnung und das lokale Handling von Wasserstoff noch sehr teuer sind.

Die Brennstoffzellen-Technologie kann einige Vorteile vorweisen. Hierzu gehören die höhere Reichweite, das leichtere Gewicht und das schnellere Betanken im Vergleich zu batteriebetriebenen Fahrzeugen. Demgegenüber steht die Ineffizienz der wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge. Diese erreichen über die gesamte Prozesskette nur einen Gesamtwirkungsgrad von knapp 30% bei der Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien. Ein batteriebetriebenes Fahrzeug erzielt einen Gesamtwirkungsgrad von über 75%. Das heisst, dass für Wasserstoffmobilität pro Kilometer mehr als die dreifache Strommenge notwendig ist. Das ist ein Handicap im Vergleich mit den reinen Elektrofahrzeugen.

Diese Erkenntnisse führen dazu, dass auch grosse Autoproduzenten sich vorderhand auf die Elektromobilität fokussieren und nicht auf den Wasserstoffantrieb. So liegt beim grössten Autokonzern Volkswagen mit seinen Marken VW, Audi, Seat, Skoda, Porsche, Bentley und Lamborghini, welche für einen Prozent des globalen CO2-Ausstosses verantwortlich ist, der Fokus klar auf der Umstellung der bestehenden Produktepalette zu batterieelektrischen Fahrzeugen. Der Konzern investiert hierfür 33 Mia. Franken. Bis 2029 will er 75 neue Elektromodelle auf den Markt und 26 Miol E-Autos auf die Strasse bringen. Die Wolfsburger bekennen sich dabei klar zur Batterie und distanzieren sich dezidiert von der Brennstoffzelle.[1] Auch Opel wird bis 2024 alle Modelle in elektrifizierten Varianten anbieten.[2]

Am 6. Mai 2020 konnten wir in den Medien folgende Meldung lesen: «Daimler: Aus für Wasserstoff-Autos»[3]. Darin heisst es: «Daimler mit seinen Marken Mercedes-Benz und Smart stellt die Entwicklung von Brennstoffzellen-Technik für seine PW-Sparte ein – zumindest vorläufig. Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb seien aufgrund der schwierigen Marktbedingungen preislich nicht konkurrenzfähig im Vergleich zu batterieelektrischen Fahrzeugen (…). Daimler will jedoch die Entwicklung der Brennstoffzellen-Technik für den LKW-Bereich weiter vorantreiben».

Aus diesen Gründen sieht der Stadtrat das Potenzial der Wasserstoffmobilität derzeit primär in den Nischenbereichen, wie bei dem Gütertransport mit LKW und beim Personentransport mit Bussen, bei denen längere Reichweiten überwunden werden müssen und die Tankzeiten eine wichtige Rolle spielen. Das sieht auch der Automobil-Wissenschafter Ferdinand Dudenhöffer so[4]: «Bei Bussen und Nutzfahrzeugen kann man sich Wasserstoff als Treibstoff gut vorstellen. Bei Personenwagen ist der Brennstoffzellenantrieb mit Wasserstoff zu teuer. Eine Wasserstofftankstelle kostet 1 Million Franken.» Der Förderverein H2 Mobilität Schweiz koordiniert den Ausbau des Wasserstoff-Tankstellennetzes. Sechs Tankstellen sind in Planung und teilweise bereits im Bau.[5]

Auch Ernst Basler und Partner (EBP) kommen in ihrer neusten Studie zu Szenarien der Elektromobilität in der Schweiz – Update 2020 vom 2. März 2020 unter Ziff. 7, S. 10, zu folgendem Schluss: «Die Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge stecken noch in der Pionierphase. (…) Anfang 2020 stehen erst zwei Fahrzeugmodelle zum Vekauf. Im Jahr 2019 sind 25 solcher Personenwagen neu zugelassen worden». Und weiter: «Aufgrund fehlender Skaleneffenkte sind Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge noch sehr teuer. Für diese Fahrzeuge wird es schwierig, den Vorsprung der batterie-elektrischen Fahrzeuge in den nächsten Jahren aufzuholen». Deshalb sehen die Studienautoren auch, dass sich diese Fahrzeuge nur in einigen Nischen durchsetzen werden, aber nur bei einer sehr strengen Klimaschutzpolitik.

SH POWER betreibt seit 2003 an drei verschiedenen Standorten im Versorgungsgebiet Erdgas- bzw. Biogastankstellen. Neben den Fahrzeugen von SH POWER und Privatfahrzeugen werden dort aktuell auch zwei LKW eines Transportunternehmens betankt. Dieser plant zurzeit den weiteren Ausbau seiner Flotte bzw. den Ersatz von Dieselfahrzeugen durch Gasfahrzeuge.

2.    Wie stellt sich der Stadtrat zur Beschaffungsstrategie von Fahrzeugen mit Antrieben erneuerbarer Energie bzw. Wasserstoff?

Die Stadt Schaffhausen und SH POWER setzen sich seit Jahren für eine umweltschonende Mobilität ein und die Beschaffungsstrategie für Fahrzeuge ist dementsprechend formuliert. Seit 2003 wurden bei SH POWER weitestgehend CO2-neutrale gasbetriebene Fahrzeuge beschafft. Neben der Gasmobilität fördert SH POWER seit 2017 vermehrt die Elektromobilität und baut selber öffentliche Elektroladestationen. Zudem werden Planer, Unternehmer sowie Hausbesitzer beim Bau privater Lademöglichkeiten unterstützt. Vor jeder Fahrzeugbeschaffung wird ein Anforderungsprofil erstellt und eine umweltfreundliche Antriebstechnik wird stets bevorzugt (Rangliste: 1. Elektro, 2. Gas und 3. Benzin/Diesel). Auch die Stadtverwaltung hat als Ziel ihre Fahrzeugflotte zu ökologisieren und Elektro-Fahrzeuge sind bereits in verschiedenen Bereichen im Einsatz. Die Elektrifizierung der städtischen Dienstfahrzeuge bildet auch Bestandteil des Konzepts Elektromobilität, das zur Zeit in Erarbeitung ist und über das der Grosse Stadtrat noch dieses Jahr orientiert wird.

Die stadteigenen Verkehrsbetriebe VBSH haben sich ebenfalls für eine Elektroantriebsstrategie mit Batteriespeicher und Schnellladesystem entschieden. Hier ist der Aspekt der lokalen Produktion von Ökostrom im Wasserkraftwerk der KWS AG mit der unmittelbaren räumlichen Anbindung an die zukünftige Ladeinfrastruktur am Bahnhofplatz ein wesentlicher Vorteil gegenüber einer Lösung mit Wasserstoffantrieb. Dies haben Abklärungen für das Projekt ergeben. Dabei wurde festgestellt, dass die Wasserstofftechnologie bei Langstreckenfahrten (grosse Reichweite) und unplanbaren Routen im Vorteil ist. Im öffentlichen Nahverkehr sind die Routen hingegen kurz und planbar (Fahrplan). Zudem weist der Wasserstoffbus einen schlechteren Wirkungsgrad auf und der Umgang mit dem hochexplosiven Wasserstoff ist ein Problem, weshalb E-Busse die sinnvollere Lösung für Schaffhausen sind.

3.    Ist der Stadtrat bereit bei der Suche nach einem Standort für eine Wasserstoff-Tankstelle Hilfe anzubieten, um damit die Chance der Realisierung einer H2-Tankstelle zu erhöhen?

Da die Stadt Schaffhausen ein bedeutender Logistikstandort und nach Basel die zweitgrösste Übertrittszone zu Deutschland ist, wird langfristig mit einem Bedarf nach Wasserstofftankstellen für den Fernverkehr zu rechnen sein. Zur Zeit sieht der Stadtrat keinen unmittelbaren Bedarf, steht dem Transformationsprozess im Mobilitätssektor jedoch technologieoffen gegenüber. Es ist davon auszugehen, dass neben dem batterieelektrischen Antrieb auch andere Konzepte wie die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie einen wesentlichen Beitrag an eine umweltschonendere Mobilität leisten werden. Die aktuelle Versorgung mit Wasserstoff ist im Umfeld von Schaffhausen in Hunzenschwil (85km), Dübendorf / Dietlikon (47km), Geisingen (D, 50km) möglich. Bei einem nachgewiesenen Bedarf nach einer Wasserstofftankstelle in Schaffhausen sind der Stadtrat und SH POWER gerne bereit, im Rahmen der städtischen Zuständigkeitsbereiche Hilfestellungen bei der Suche möglicher Standorte sowie bei der Realisierung der notwendigen Infrastruktur zu leisten. Dabei wird sich dann auch die Frage des Einbezugs weiterer Player wie des Fördervereins H2-Mobilität Schweiz[6] stellen.


[1] Tages-Anzeiger vom 19.03.2020, S. 31

[2] Tages-Anzeiger vom 16.04.2020, S. 27

[3] Schaffhauser Nachrichten vom 07.05.2020, S. 12

[4] Schaffhauser Nachrichten vom 05.03.2020, S. 8

[5] Auto Umweltliste des VCS vom März 2020, S. 12

[6] https://h2mobilitaet.ch/

Dreikampf um einen Sitz zwischen SP, FDP und SVP

Radio SRF-Beitrag vom 24.06.2020

Sozial- und Sicherheitsreferent Simon Stocker von der Alternativen Liste hatte nach zwei Amtsperioden genug. Er verzichtet bei den Schaffhauser Gesamterneuerungswahlen auf eine erneute Kandidatur. Die übrigen vier Bisherigen treten hingegen wieder an:

  • Peter Neukomm (SP), Stadtpräsident, seit 2009 im Amt
  • Raphaël Rohner (FDP), Kultur- und Schulreferent, seit 2013 im Amt
  • Daniel Preisig (SVP), Finanzreferent, seit 2015 im Amt
  • Katrin Bernath (GLP), Baureferentin, seit 2017 im Amt

Die Chancen der vier Bisherigen auf eine Wiederwahl stehen gut. Ihre Bilanz der letzten vier Jahre darf sich durchaus sehen lassen. Gewichtige Vorlagen, wie etwa die Umstellung der Busflotte auf Elektrobetrieb und die Sanierung des Stadthausgevierts, fanden eine Mehrheit beim Volk. Grosse Infrastrukturprojekte, so etwa die Erneuerung des Hallenbades KSS, der Neubau des Schulhauses Kreuzgut oder der Bau der Velobrücke Duraduct, sind zumindest aufgegleist.

Trotz Steuersenkungen von fünf Prozentpunkten in den letzten fünf Jahren steht die Stadt Schaffhausen heute finanziell so gut da wie noch nie.

Angriff auf die links-grüne Mehrheit

Geht man davon aus, dass alle vier Bisherigen ein ähnlich gutes Resultat machen wie bei der letzten Wahl 2016, wird es am 30. August um Stockers Sitz gehen. Die AL selbst hat aus Personalmangel darauf verzichtet, diesen zu verteidigen. Sie unterstützt die SP-Kandidatin Christine Thommen, die Präsidentin der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde im Kanton Schaffhausen.

FDP und SVP wollen aber ihrerseits die links-grüne Mehrheit im Stadthaus kippen und ihrerseits je einen zweiten Sitz erobern. Die FDP schickt Stadtparlamentarier und Schuhmacher Diego Faccani ins Rennen. Die SVP versucht es mit Stadtparlamentarier und Bankfachmann Michael Mundt.

Munot von Klimaaktivisten rot angeleuchtet

Interview mit Radio Munot vom 17.06.2020

Gemeinsames Ziel: Altstadt mit Charme